Dienstag, 13. Oktober 2020

Bella Italia & schön viel Müll


Hallo ihr Lieben!


Es ist eine Ewigkeit her, seit ich den letzten Blogeintrag verfasst habe und irgendwie ist sehr viel seitdem passiert. Wir sind jetzt sozusagen drei Ländergrenzen weitergerückt und befinden uns nun in Italien. 

Da sich wegen dem ganzen Coronaquatsch unsere Pläne immer wieder geändert haben, ist nun unser Winterziel, die Inseln Griechenlands zu erreichen... und bislang sind wir auch auf dem besten Weg dahin. Seit knapp einem Monat befinden wir uns nun schon in Bella Italia und jetzt erhaltet ihr einen kurzen Überblick, was wir so gemacht haben, wer uns auf unserem Weg so begegnet ist und was auf jeden Fall sehenswert ist :)

Mitte September: Wir haben zuvor ein paar Tage mit Pauls Eltern in Österreich verbracht und für die erste richtige "Busnacht" seit langem suchen wir uns einen Schlafplatz, der in der Nähe eines Wasserfalls liegt. Dort treffen wir - was mich immer besonders fasziniert -  auf ein verendetes Tier. Idee, was es mal war?


Anstatt uns Venedig anzuschauen, landen wir recht zufällig in "Klein-Venezia", der Stadt Chioggia, die weniger überfüllt & weniger chaotisch ist, da sie nur einen Hauptkanal, dafür aber günstiges mediterranes Essen vorzuweisen hat.

Weil relativ in der Nähe Ravenna liegt und ich in den Kunstgeschichte-Vorlesungen immer wieder damit in Berührung kam, entscheiden wir uns für eine Besichtigung der Altstadt mit ihren byzantinischen Bauten wie der Kathedrale San Vitale und dem gleich daneben befindlichen Mausoleum. Das war echt klasse und richtig beeindruckend und wenn das sogar Paul sagt, dann will das was heißen ;)


Um auch mal wieder zu duschen, wir sind schon wieder ein paar Tage unterwegs *hust*, zecken wir uns in einem Naturschutzgebiet ein und gehen dann im Tiber, wie schon die alten Römer, uns und unser Geschirr waschen. Weil aber anscheinend gerade die Jagdsaison in der Toskana begonnen hat und es rund um uns von Jägern und Gewehrschüssen nur so wimmelt, suchen wir lieber schnell das Weite.

Nur wenige Auto-Minuten weiter fahren wir an einer Stadt vorbei, die auf einem Hügel liegt und so mittelalterlich und märchenhaft aussieht, dass wir uns entschließen zu bleiben. Wieder ein super Zufall, denn daneben öffnet gerade auf die Minute genau eine Pizzeria. Die Mädels vom "Pizza Garden" haben uns super versorgt und am nächsten Tag stellt sich heraus, dass die Stadt auch das Übernachten wert war. Wer dort mal hinmöchte: Anghiari heißt sie.


Am selben Tag sind wir an den Lago di Trasimeno gefahren. Über Park4Night lassen sich ja meist ganz brauchbare Spots finden und auch hier stehen schon zwei Camper... natürlich wie meistens Deutsche. Aber wo genau kamen die einen her? Aus Meißen!

Es ist eine lustig bunte Hippie-Familie, ein anderes Mädel und vier Hunde auf dem Weg nach Spanien, ...die genauso überrascht sind wie wir, als wir herausfinden, das unser Parkspot der lokale Drogenumschlagpunkt zu sein scheint. Etwa alle 30 Minuten kommen Autos, werden Dinge versteckt, dubiose Gestalten verschwinden in einem leerstehenden Lokal und es erfolgen scheinbar zufällige Übergaben. Auch die Polizei kommt ab und zu mal vorbei. Ganz so wohl fühlen wir uns nicht, deswegen verlassen wir nach zwei Tagen diesen Platz.

Auf der Insel im Tasimeno-See finden wir zwischen Olivenhainen und Bambuswäldern ein verlassenes Schloss vor, in das wir uns hineinwagen. Allerdings nur so lange, bis wir Drohnengeräusche über unseren Köpfen hören, dann klettern wir lieber wieder aus dem tempelartig anmutenden Gemäuer.



Ein weiteres Highlight sind die Schwefelquellen,  bei denen wir gleichzeitig die Gelegenheit eines warmen Bades erhalten.

In Bagno Vignoni, an der Quelle ca. 48 Grad Celsius, lassen sich die ursprüngliche römische Badeanstalt mit Duschen und Pools sowie eine in den Berg eingebaute Mühle besichtigen. Am natürlichen Sammelbecken unterhalb des Wasserfalls ist das Wasser aber recht kühl und uns bei dem regnerischen Wetter zu kalt zum baden.


Bagni San Filippo ist dafür deutlich wärmer und an der Quelle über 60 Grad Celsius heiß. Auf den natürlichen Terrassen sammeln sich die Leute, unterhalb des Wasserlaufes finden sich aber unberührtere Stellen mit immerhin noch 35 bis 40 Grad. Als wir dort sind, findet gerade ein Fotoshooting statt, bei dem das Model den "Weißen Wal" hinaufklettert um dort in Wintermode zu posieren.

Daraufhin geht es für uns nach Orvieto, besser besagt an einen Fluss, der sich als unsere persönliche Schlangengrube herausstellt. Dort stehen wir vier Tage und machen Ausflüge von unserem versteckten Plätzchen aus.

Aspisviper... wenn es echt eine ist, ist sie giftig

Da wir einen ziemlich engen schlammigen Feldweg passieren mussten, um an diesen Ort zu kommen, sagten wir uns, bei Regen sofort aufzubrechen, da wir uns sonst festfahren könnten. Weil man aber immer schlau ist, missachteten wir unsere eigenen Vorsätze und ignorierten einen Vormittag lang den Regen. Als es aufhörte mit regnen, wollten wir starten... und natürlich passiert was passieren muss: keine 5 Meter und wir rutschen in eine schlammige Rille, die sich sofort mit Wasser füllt. Paul rangiert etwas und zum Glück finden wir am Fluss genügend Steine um die Fahrrillen aufzufüllen. Dann begutachten wir den Weg und stellen fest, dass sich große Pfützen gebildet haben und der Regen den restlichen Lehmboden schön aufgeweicht hat. Die nächsten zwei Stunden verbringen wir damit, mehr Steine zu sammeln und in die Löcher zu füllen. Außerdem schneidet Paul eine hartnäckige Dornenhecke um gut einen Meter neben dem Weg zurück, damit wir zum Teil auf der Wiese fahren können. Den restlichen Weg lege ich mit Schilf aus um dem Matsch entgegenzuwirken, denn unser Reifenprofil war durch den Lehm quasi nicht mehr vorhanden. Schmutzig und von Dornen zerkratzt starten wir einen zweiten Versuch. Zentimetergenau aber auch mit Glück und Geschwindigkeit fährt Paul über die schlimmsten Stellen und wir sind wieder "frei". Darauf erstmal 'ne Pizza!



Noch drei Dinge die man sich anschauen kann, wenn man in der Gegend ist: 

Der Park der Ungeheuer in Bomarzo mit Steinskulpturen aus dem 17 Jahrhundert, welche schon Goethe und Dali inspirierten.

Der Parco Maturanum mit all seinen Nekropolen und Felsengräbern, die teilweise bis zu 2600 Jahre alt sind. Außerdem zu sehen gibt es eine verfallene romanische Kirche und ein verstecktes Badehaus.


Die verlassene Stadt Monterano lockt mit einer alten Burgruine und einer Barockkirche, in welcher ein 220 Jahre alter Feigenbaum wächst. Am Fuße der Ruinen sind ekelhaft stinkige Schwefelquellen und der ganze Boden brodelt. Außerdem gibt es begehbare Höhlen die uns persönlich zu tief zur kompletten Erkundung waren.

Zum Abschluss sind wir wieder am Meer gelandet, diesmal auf der anderen Seite vom Stiefel. Auf der Halbinsel Punta Rossa nächtigen wir auf dem Gipfel und machen eine schöne Tagestour zu den Höhlen am Meer. Die Sicht beim Wiederaufstieg des Berges ist spektakulär!


Zwischen all den schönen Orten in Mittelitalien muss man aber auch erwähnen, dass, je weiter südlich wir kommen, immer mehr Müll am Straßenrand und in der Natur zu entdecken ist. Wir finden teilweise Straßenabschnitte vor, vorwiegend Fernstraßen, wo der Müll achtlos aus dem Autofenster geworfen oder ganzes Mobiliar entsorgt wird. In der Gegend um Rom sehen wir Prostituierte zwischen all dem Unrat auf ihren Stühlen sitzend und wartend. Die ganze Müllflut gipfelt in Neapel, wo wir uns derzeit aufhalten und wir sind geschockt über das Verhalten & Desinteresse der Bevölkerung.


Ich bin mal gespannt, ob uns Pompej entschädigen kann.

Tschau äh Ciao!